GCam (Google Camera)

Smartphone-Kameras haben in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung erlebt. Auflösung, Farben, Schärfe und Brillanz haben heute eine Qualität erreicht, die kaum noch Wünsche an einer so kleinen, mobilen Kamera offen lässt. Die geräteeigene Software ermöglicht Effekte, wie zum Beispiel das Unscharfstellen des Hintergrundes, die denen aus der DSLR-Fotografie so gut nachempfunden sind, dass man – zumindest bei der Anzeige auf dem PC-Monitor – kaum noch Unterschiede wahrnehmen kann. Und so liefert bereits das unbearbeitete Foto aus dem Smartphone oft einen ausgezeichneten Eindruck.

Dennoch ist man manchmal enttäuscht, wenn der atemberaubende Sonnenuntergang auf dem Foto nicht so rüberkommt, wie man ihn erlebt hat. Das liegt daran, dass der Sensor einer Kamera nur schnöde und technisch das sieht, was er aufnehmen kann. Was wir in diesem Augenblick mit unseren Augen gesehen haben, die Dramatik, die wir empfunden haben, das Gefühl, das uns veranlasst hat, diesen Augenblick festzuhalten, all das kann ein Kamerasensor nicht erfassen.

GCam, die Abkürzung für eine Google-Kamera-App, ermöglicht es, die Fotos mit vielen zusätzlichen Funktionen wie HDR+, Porträtmodus und Nachtmodus auf eine neue Stufe zu heben. Mit diesen Funktionen und den Softwareverbesserungen wird man viel bessere Bilder als mit der Originalapp des Herstellers aufnehmen.

Google Camera ist die Kamera-App, die von Google auf seinen Telefonen (Pixel und Nexus) verwendet wird. Im Vergleich zu anderen Marken sind die Bilder, welche mit dieser App aufgenommenen wurden in der Regel detailreicher und haben einen besseren Dynamikumfang, besonders unter schwierigen Bedingungen (wenig Licht, in Innenräumen usw.).

Um die von Google zusätzlichen Funktionen auch auf anderen Smartphones (nur Android) nutzen zu können, sind einige Anpassungen notwendig, damit auch andere Smartphones die zusätzlichen Funktionen erhalten.

Die neuen Funktionen beinhalten:

  • RAW – .dng Aufnahmen Digital Negativ Raw ist etwa 20 % grösser als PNG
  • HDR+ (ZSL)
  • HDR+ Enhanced
  • Top Shot
  • Nachtsicht
  • Panorama
  • Photosphäre
  • Amber (angekündigt)
  • Amethyst (angekündigt)
  • Hotshot (angekündigt)
  • Magic Eraser
  • Face Deblur
  • Real Tone
  • Bewegungsmodus

Hier nun die genaue Beschreibung der Funktionen

RAW

Das RAW Format speichert die Bilder so ab, wie diese vom Kamera Modul geliefert werden. Je nach Hersteller werden im RAW Modus 12 – 14 Bit gespeichert. Im Gegensatz von JPG Bildern, welche nur 8 Bit enthalten.

Hier sehen wir jetzt die Anzahl der Bit Tiefen von einem RAW Format (Canon), DNG (Smartphone) und einem JPG Bild.

GCam (Google Camera)
RAW CR2 48 bit

GCam (Google Camera)
DNG Farbtiefe – 48 bit

GCam (Google Camera)
JPG Farbtiefe 24 bit

Bei einem JPG Bild werden pro Kanal 8 bit (Rot, Grün und Blau – RGB) jeweils 256 Graustufen benutzt. Werden diese multipliziert 3 x 8 = 24 bit, ergibt sich eine maximale Anzahl von 16 Millionen Farben

Bei den RAW Dateien werden 16 bit pro Kanal gespeichert (65’536 Graustufen), ergibt dann 48 bit Bilder. Das Resultat ist dann über 281 Billionen (281’474’976’710’656) Farben.

Diese Anzahl Farben können wir jedoch gar nicht erkennen. In der Bildbearbeitung ist es von fundamentaler Bedeutung, dass wir aus einer grossen Anzahl von Farben, die richtige auswählen können.

GCam (Google Camera)

Im Bild oben sehen wir die verschiedenen Abstufungen von 1 – 8 bit. Bei 8 bit haben wir optisch schon das Gefühl, dass damit alle Graustufen abgebildet seien. Wenn wir bei Sonnenlicht auf eine weisses Haus schauen mit einer offenen Tür, dann können wir von blossem Auge das Innere des Raums nicht erkennen. Sobald wir näher treten können wir die ganze Einrichtung erkennen. Warum ist das so? Es geht hier um die Dynamik oder den Lichtumfang.

Bei einer 8 Bit Abstufung erkennen wir auf dem Bild nur eine schwarze Türöffnung und es ist unmöglich mit einer Bildbearbeitungssoftware mehr Informationen anzuzeigen, weil diese nicht vorhanden sind.

Bei einer RAW Datei, können wir jedoch, abhängig von der Belichtung und des Chips, zusätzliche Informationen sichtbar machen.

HDR+ (ZSL – Zero-Shutter-Lag)

Es werden mehrere Fotos aufgenommen (Bracketing) mit der Zero-Shutter-Lag-Funktion. Diese sorgt dafür, dass das Foto sehr schnell zur Verfügung steht. Es liefert meistens nicht so gute Fotos wie HDR+ Enhanced, da es sehr schnell mehrere Fotos aufnimmt. Es bietet jedoch den Vorteil, dass es bessere Fotoergebnisse liefert als andere Funktionen.

HDR + Enhanced (Erweitert)

Auch diese Funktion nimmt mehrere Aufnahmen zum Teil länger auf und liefert klare und helle Ergebnisse. Indem die Anzahl der Bilder bei Nachtaufnahmen automatisch erhöht werden. Beste Ergebnisse erhält man mit einem Stativ.

Portrait

Die vom IPhone eingeführte Funktion konnte noch nicht ganz auf die Android Smartphones übernommen werden. Trotzdem sollte man diese Funktion unbedingt benutzen, weil es auf den Android Geräten keine bessere App gibt.

Nachtsicht

Diese Funktion macht die besten Nachtaufnahmen auf allen Android Phones.

https://youtu.be/toL-_SaAlYk

AR Stickers / Playground

Dies Funktion wurde mit dem Googel Pixel 2 und Pixel 2 XL eingeführt und ermöglicht es AR-Elemente (Augmented Reality) in den Fotos und Videos zu verwenden.

Top Shot

Es nimmt 5 Fotos vorher und 5 Fotos nachher auf und wählt das Beste davon aus.

Photosphere

Photosphere ist eigentlich ein Panoramamodus, der in 360 Grad aufgenommen wird. Er wird den Nutzern jedoch als separate Option in der Google-Kamera angeboten. Zusätzlich können Sie mit dieser Kamerafunktion Ultra-Weitwinkel-Fotos aufnehmen, wenn Ihr Telefon nicht über eine Ultra-Weitwinkel-Kamera verfügt.

Amber (mit Pixel 7)

Bei „Amber“ handelt es sich um einen neuen Kameramodus, der optional eingeschaltet werden kann und ein Video aufnimmt. Wird dieser Modus aktiviert, fährt die maximale Auflösung auf 1080p und die Aufnahme auf 30 FPS herunter. Die Pixel 6-Smartphones können allerdings 4K mit 60 FPS aufnehmen, sodass es einen Grund für diese Einschränkung geben muss. Ein Grund dürfte sein, dass das eingehende Rohmaterial verarbeitet und optimiert werden muss. Es dürfte also ein spezieller Modus sein, der das Bild optimiert – in welcher Form auch immer.

Amethyst (mit Pixel 7)

Bei Amethyst handelt es sich nicht um einen Modus, sondern um eine zusätzliche Option im Viewfinder. Was es tut, ist völlig unklar. Der einzige Hinweis ist, dass der Modus eine Glühbirne als Icon verwendet. Mein Tipp wäre, dass man eine zusätzliche virtuelle Lichtquelle einfügen kann. Schon jetzt lässt sich auf einem bereits aufgenommenen Bild mit Google Fotos die Lichtquelle verschieben und damit sowohl Ausleuchtung als auch Schattierung. Amethyst könnte das Ganze am Livebild vornehmen.

Bewegungsmodus

Dies ist nützlich, wenn man einen Moment festhält, während man sich bewegt, oder wenn sich ein Objekt bewegt.

Hotshot (mit Pixel 7)

Viele Menschen schießen mehr Selfies als echte Fotos, sodass nicht das Objekt, sondern das eigene Subjekt im Fokus steht. Google Kamera kann schon seit längerer Zeit dabei helfen, das perfekte Selfie aufzunehmen und gibt Tipps für den richtigen Winkel. Mit der neuen Funktion „Hotshot“ (gäbe es einen passenderen Namen?) soll das Pixel-Smartphone sowohl akustisch als auch haptisch darauf hinweisen, wenn der perfekte Winkel, Position und Ausleuchtung erreicht ist.

Magischer Radierer

Eine nützliche Funktion, um ein perfektes Foto zu erhalten, nachdem unnötige Objekte aus dem Foto entfernt wurden.

https://youtu.be/zkHdpA-drz0

Face Deblur

Dies kann die Unschärfe von Gesichtern auf Fotos korrigieren, wodurch nutzlose Fotos in gute Erinnerungen verwandelt werden.

Real Tone

Google Photos Real Tone ist eine fortschrittliche Funktion für Bildbearbeitung, die darauf abzielt, das Aussehen von Fotos realistischer und natürlicher zu gestalten. Diese Funktion analysiert jedes Foto und optimiert automatisch den Weissabgleich, die Belichtung und die Farbsättigung, um ein ausgewogenes und lebendigeres Bild zu erzeugen. Real Tone eignet sich für Innen- und Aussenaufnahmen und ist besonders nützlich bei schlechten Lichtverhältnissen oder Aufnahmen mit ungleichmässiger Beleuchtung. Es ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Korrektur von Farbstichen oder zu hellen bzw. zu dunklen Fotos. Real Tone ist Teil von Google Photos, einer kostenlosen Online-Fotoverwaltungs- und Freigabeplattform, die von Google entwickelt wurde. Die Funktion ist für alle Benutzer verfügbar und kann auf Mobilgeräten und Computern verwendet werden. Durch Real Tone wird die Foto-Bearbeitung und -Optimierung einfach und intuitiv.

Super-Res-Zoom

Google Photos Super-Res-Zoom ist eine fortschrittliche Bildverbesserungstechnologie, die es ermöglicht, Fotos ohne Verlust der Bildqualität zu vergrössern. Diese Funktion nutzt maschinelles Lernen, um das Bild zu analysieren und fehlende Details wiederherzustellen, die bei einer normalen Vergrösserung verloren gehen würden. Super-Res-Zoom kann auch bei schwachem Licht oder bei starkem Zoom verwendet werden, um scharfe und klare Bilder zu erzeugen. Super-Res-Zoom ist auf mobilen Geräten und Computern verfügbar und ermöglicht es Benutzern, ihre Fotos zu verbessern und zu optimieren. Mit Super-Res-Zoom können Benutzer jedes Detail in ihren Fotos erfassen, ohne die Qualität zu beeinträchtigen.

Warum wollen alle die Google-Kamera App?

Der Hauptgrund, warum die Google-Kamera so beliebt ist, liegt sicherlich darin, dass es so viele Optionen anbietet. Wie bereits erwähnt, wird die Google-Kamera offiziell nur für Nexus- und Pixel-Handys angeboten. Einige Entwickler ermöglichen es uns jedoch, die Google-Kamera App auch auf anderen Modelle zu nutzen.

Kann ich die GCam bei mir auch installieren?

Dafür gibt es verschiedene Apps um festzustellen, ob die Camera 2 Api auf dem Handy vorhanden ist und auch freigeschaltet wurde.

Wenn die Camera 2 Api nicht auf dem Smartphone vorhanden ist, dann ganz nach unten Scrollen, dort habe ich noch alternative Kamera Apps aufgeführt.

Wie findet man GCam

Mit dem GCamLoader App aus dem Playstore von Google. Installieren und danach einfach das entsprechende Modell auswählen und herunterladen.

Mit dieser App werden leider nicht immer die allerneusten Versionen angeboten.

celsoazevedo.com

Eine andere (auch seriöse) Quelle findet man auf dieser Website. Es werden immer die neusten Versionen angeboten. Am besten mit der neusten Version versuchen und wenn es nicht funktioniert die Nächste versuchen.

Hier kann man direkt das Smartphone auswählen und dann die entsprechende App downloaden. Wenn es mehr als eine Version hat, einfach mit der ersten beginnen. Sollte diese nicht funktionieren, deinstallieren und das nächste installieren.

Um herauszufinden, welche Smartphones wie unterstützt werden, kann man hier auf einer Google Tabelle das entsprechende Modell suchen.

  • Xiaomi
  • OnePlus
  • Google Pixel
  • Samsung
  • Asus
  • Realme
  • LG Electronics
  • Sony
  • Meizu
  • ZTE
  • HTC
  • Razer
  • Motorola
  • Sharp
  • Essential
  • Nokia

Einfach unten auf das entsprechende Tabellenblatt klicken und dann überprüfen, ob das Smartphone aufgeführt ist.

xda-developers.com

Hier eine weitere Quelle für die G-cam App. Wenn man nach unten scrollt findet man auch eine Auswahl von unterstützten Smartphones. Sortiert nach Herstellern.

Wie installiert man GCam

Config Files

Da nicht alle Kamera Module dieselben Resultate liefern, kann es in machen Fällen empfehlenswert sein, zusätzlich ein Configurations Files zu verwenden. In den Config Files werden Einstellungen abgespeichert, welche für ein bestimmtes Kameramodell bessere Aufnahmen ermöglichen soll. Es kann sich dabei um verschiedene Voreinstellungen handeln, wie zum Beispiel:

  • Dynamik
  • Bildrauschen
  • Belichtung
  • Fokus
  • ISO Einstellungen
  • Anzahl der Aufnahmen für Bracketing (Nacht Modus, Top Shot)

Man sollte auf jeden Fall einige Testreihen fotografieren um festzustellen, dass die Aufnahmen wirklich besser sind.

Wie installiert man eine Config Datei?

  • Zuerst erstellt man einen Ordner für die GCam Version, welche man verwenden möchte
  • Jetzt wird die .xml Datei in diesen Ordner kopiert
    • möglicherweise müssen noch Berechtigungen freigeschaltet werden
    • App-Berechtigung
    • Dateien und Medien
    • Option Verwaltung aller Dateien zulassen
  • GCam starten
  • Doppelklicken auf den dunklen Bereich um die Auslösetaste
  • Das config File auswählen (.xml) und Wiederherstellen, manchmals muss dies zweimal gemacht werden.
GCam (Google Camera)

Für Geräte, welche nicht GCam kompatilel sind, kann man alternativ GCam Go ausprobieren.

GCam (Google Camera)
GCam (Google Camera)
GCam (Google Camera)

Sollten diese Apps alle nicht funktionieren, dann bietet sich noch Open Camera an oder die GCam Go App an, welche für Low Cost Smartphone entwickelt wird. Meistens wird HDR nicht richtig unterstützt.Obwohl die Bildqualität nicht so gut ist wie bei der normalen GCam, ist sie manchmal besser als die Standardkamera und hat nicht die gleichen Kamera-API-Anforderungen wie GCam. Camera Go wird oft als GCam Go bezeichnet.

Zusätzlich sollte man auf jeden Fall den Raw Modus einschalten und die Bilder danach in einem Raw Bearbeitungsprogramm entwickeln. Dazu bieten sich folgende Programme an, davon sind einige

  • Gratis
  • sehr günstig oder
  • sehr teuer

Hier eine Auswahl:

Ich habe noch eine Anleitung bei Chinahandy.net gefunden in welcher auch sehr gut erklärt wird, wie GCam zu installieren ist.

Die Anleitung hier als PDF

Welche Kamera Einstellungen empfehlenswert sind, erfährt man in diesem Beitrag